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Montag, 16. Mai 2016

Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. *** Victor Hugo

Jährlich grüßt die Politik. Seien wir doch ehrlich: der ESC hat nichts mehr mit Musik zu tun. der Fernseher plätschert vor sich hin, ich habe das Gefühl, dass seit einer Stunde das gleiche Lied läuft, doch jedes mal, wenn ich hinsehe, steht da eine andere Person in einem anderen extravaganten Kostüm mit neuem, epileptische Anfälle auslösenden Bühnenbild des Eurovision Song Contest. Aus dem Einheitsbrei der Popmusik hat sich gezeigt: je nackter die Personen, umso schlechter der Gesang - im Prinzip kann das Entscheidungskriterium ausschließlich Ländersympathie und Politik beim ESC sein.


Was ist denn passiert in den letzten Jahren? Klingt die Musik heute im Radio auch komplett gleich? Wann wurde es egal, ob ein Ton getroffen wird?
Soweit ich mich erinnere, sang jeder Teilnehmer einst in seiner Landessprache beim Eurovision Song Contest. Mit den Klängen seines Landes, den Instrumenten seines Landes. Heute singen beinahe alle auf englisch und der Rhythmus, Instrumentalisierung und Inhalt sind Kopien des selben Lady Gaga Phänomens, das Geld bringt: sing ein paar Takte über Liebe, dann sing ein paar Takte die gleichen 4 Wörter und anschließend wiederhole dies - Ohrwurmgarantie.  Die gibt es aber nur, wenn das Ohr nicht sofort von dem nächsten, nahezu identischen Lied durchspült wird. Eventuell bringt man noch die ein oder andere politische Idee mit ein.

Von daher haben es die Moderatoren mit ihrer Parodie des Eurovision Song Contest hervorragend getroffen. Das Highlight ist der sarkasmus der Schweden über dieses kapitalistische Event, bei dem Milliarden für Strom, Kerosin und Gastronomie verschwendet werden, während im nahen Osten Krieg herrscht. "Peace peace love love" war der beste Song an dem Abend - nur leider konnte ich den nicht wählen. Stattdessen gilt wie immer die Nachbarschaft oder politische Ambivalenz als Kriterium für die Punktevergabe. So verteilen Italien, Spanien und Frankreich regelmäßig die höchsten Punktzahlen untereinander, Deutschlands Unbeliebtheit spiegelt sich auf dem letzten Platz wieder, während der Obama - gefärbte Vote Deutschlands lächerlicherweise 12 punkte nach Israel vergibt. Es lebe die Politik! Es lebe die Farce! Es lebe "Brot und Spiele"!
Und bis zuletzt dachte ich für Australien: "Ich freue mich für den Designer des Kleides, dass seine Kreation gewürdigt wurde". So viele Christbaumkugeln habe ich noch nie auf einer Bühne gesehen.

Prinzipiell gilt beim Eurovision Song Contest: Politik geht vor Tonleiter. Die Provokation kann schließlich seit Concita Wurst kaum noch übertroffen werden.
Und wenn man es mal genau nimmt: Was soll das überhaupt, dass ein Land nach seiner Musik bewertet wird und nicht nach seinen Errungenschaften ? Ach ja, ich vergaß. Genau das ist ja der Fall!



Dienstag, 15. März 2016

Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren; und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten, sie zu verlieren. *** Ghandi

Wie kann es sein, dass knapp 60 Jahre nach dem 3. Reich die Rechten wieder auf dem Vormarsch sind? Was läuft falsch in Europa, dass sich erst Frankreich, dann Griechenland und nun auch Deutschland dem Faschismus zukehren?

Und wenn mir nun irgendjemand mit der Flüchtlingskrise kommt, fange ich an, zu schreien. Das hat Europa selbst verschuldet. Schluss mit der Waffenproduktion und dem Waffenverkauf. Schluss mit der Ausbeutung! Es kann doch nicht sein, dass wir unseren Wohlstand auf ein Leichenfundament bauen!

Und jetzt kommt augenblicklich das AfD-Pegida Argument, dass immer bei dem Stichwort "Wohlstand" fällt: aber diese Flüchtlinge haben Markenkleidung und Smartphones! Richtig. Ich habe auch Hartz IV Empfänger mit Smartphones und Markenkleidung gesehen. Mal davon abgesehen, dass diejenigen Flüchtigen, die es bis nach Deutschland schaffen, nicht arm sind. Oder wie sollen sie die Schlepper bezahlen?

Und jetzt kommt natürlich: ein Flüchtling bekommt 1000 euro im Monat! Das ist schlichtweg falsch. Im erstauffanglager gibt es 150 Euro Taschengeld, nach dem Transfer 330 euro, um sich Verpflegung und Kleidungsstücke zu kaufen - und sie kommen aus Ländern, in denen selten Minusgrade herrschen.

Aber dann sind sie doch mit Sicherheit hier, um uns die Arbeit wegzunehmen. Ach ja? Ohne Deutschkenntnisse? Ohne anerkannte Ausbildung? Welche Arbeitsplätze nehmen sie denn weg, die ein Deutscher machen würde?

Nun, dann nehmen sie sicher die Frauen weg! Und an diesem Punkt möchte ich 99 Prozent der Personen, die solchen Satz von sich geben, sagen: hattest du je eine Frau? Eine Frau will einen Mann mit Köpfchen. Jemanden, der sich um sie kümmert. Der auch mal mit anpackt. Wer allerdings Biertrinkend und Kettenrauchend im Wohnzimmer vor dem Dschungelcamp sitzt, hat keine der o.g. Qualitäten, um eine Frau zu bekommen.

Aber sie stehlen und vergewaltigen und sind kriminell. Alle? Wirklich? Und wenn es so ist, wieso weigert man sich, eben jene Täter auszuweisen - stattdessen wird generalisiert und man erklärt bestimmte Länder als sicher - wie wollen wir denn von hier aus beurteilen, welches Land sicher ist?

Was noch? Kommt schon, was noch? Wieso werden Flüchtlinge für Dinge verantwortlich gemacht, an denen jeder Einzelne von uns die Schuld trägt? Wollt ihr einen neuen Genozid?

Was ist eigentlich mit der Ukraine? Mit Griechenland? Alles vergessen? Dort herrscht noch immer Ausnahmezustand und es betrifft uns - nur stört das niemanden mehr, da die Medien nicht mehr darüber berichten. Ich hoffe nur, dass in 3 Monaten ein anderes Land als Übeltäter deklariert wird. Kroatien zum Beispiel ? Der Kongo?

Also noch einmal, was läuft falsch hier? Ich sage es euch: die konsequente Verdummung der Bevölkerung, damit die Schachspieler uns Bauern manipulieren können, wie sie wollen.

Und jedes Mal aufs Neue wünsche ich euch einen Tag des Friedens. Stattdessen sehe ich nur Hass, sogar auf der Arbeit, und irgendwie bin ich es Leid, für andere mitdenken zu müssen. Von daher wünsche ich euch heute mal Gehirn.

Sonntag, 17. Januar 2016

Du bist hier ganz auf dich allein gestellt,es gibt keine heile Welt, keine Gnade und man regelt seine scheiße selbst *Bushido* (traurig, aber wahr)

Meine Oma hat zu mir gesagt, ich solle mir lieber ein Wohnmobil kaufen. Das sei günstiger, als meine ständigen Umzüge. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, wo ich mit diesem Post hin will, da mir gleichzeitig viele Dinge im Kopf herumschwirren.

Es gibt zwei wesentliche Dinge, über die ich mir derzeit Gedanken mache: einmal meine Unbeständigkeit und zum zweiten die Freunde, die sich von einem abwenden und einen so tief in der Scheiße stecken lassen, dass man sich nicht mehr alleine daraus befreien kann. Vielleicht hängen die beiden auch miteinander zusammen.

Ich frage mich schon lange, wieso ich so unbeständig bin - und ich meine, dass ich Ansätze davon bereits in anderen Blogs habe durchschimmern lassen. Ich frage mich auch, warum ich kein Heimatgefühl habe. Oder kein Familiengefühl. Mein Großvater ist vor kurzem verstorben und ich fühle nichts dabei. Ob es daran liegt, dass ich ihn in den letzten 15 Jahren nur 3 mal gesehen habe und er nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war? Dass meine Mutter, wenn sie über ihn sprach, immer einen Unterton an den Tag legte, der einen faden Beigeschmack hinterlässt? Oder ob ich weder in dem einen noch dem anderen Heimatland jemals vollständig akzeptiert worden bin.

In den letzten 2 Jahren bin ich 4 mal umgezogen. In meine eigene Wohnung - mit meiner besten Freundin in eine WG - von dort in eine Wohnung in einer neuen Stadt und jetzt wieder in eine neue Wohnung in der selben Stadt.

Als ich mit meiner damaligen besten Freundin noch in der WG lebte, hatten wir uns ausgiebig unterhalten, dass wir einen Tapetenwechsel brauchen. Beruflich und auch Städtisch. Wir brauchen mehr Freiraum und eine größere Stadt. Als ich begann, mich zu bewerben, wurde mir Karlsruhe vorgeschlagen und ich fand es perfekt: nicht zu weit von meiner Familie und Freunden, nicht zu groß und nicht zu klein, ein großes kulturelles und kulinarisches Angebot. Ich erzählt es ihr und sie war begeistert. Wir wollten wieder zusammen in eine WG ziehen.

Beiseitegestellt, dass sie unseren anderen Mitbewohner angelogen hat und ihm verschwiegen hatte, dass sie mit mir nach Karlsruhe ziehen will, sobald sie einen Job gefunden hat - beiseite gestellt, dass ich ihre Bewerbungen geschrieben habe und sie un terstützt habe. Beiseite gestellt, dass ich eine Wohnung gefunden habe, die so war, wie sie es sich vorgestellt hatte. Beiseite gestellt, dass sie mir von der Ferne Befehle erteilte, dass ich ja keine Wände bemalen solle und auf keinen Fall Bilder aufhängen dürfe. Dann kam von ihr, dass sie noch keine Zusage erhalten habe - und ich mir übergangsweise eine andere Mitbewohnerin suchen solle. Das tat ich dann auch. Die damalige beste Freundin bezahlte die Kaution - was an sich ein guter Ausgleich dafür war, dass sie mich mit der Miete für zwei Personen zunächst einmal alleine ließ. Dann kam eine Ausrede nach der anderen, warum sie nicht nach Karlsruhe kommen wolle, dann haute mich die übergangsweise Mitbewohnerin übers Ohr und ich hatte die Nase voll. Als die sogenannte beste Freundin dann kam, um den Krempel abzuholen, den sie in der vermeintlich gemeinsamen Wohnung untergestellt hatte, sagte sie: "Oh, das ist aber eine schöne, große Küche!" Und ich bitter darauf erwiderte: "Ja. So wolltest du sie doch haben." Was nun bleibt, ist lediglich die Rückzahlung der Kaution, die ich, großzügigerweise, in Raten abbezahlen darf.

Und hier wird mir klar, dass mich allein mein Bedürfnis nach Beständigkeit in diese Situation brachte - das Bedürfnis, irgendwo hin zu gehören. Doch das geht nur, wenn man seine Rechnung ohne andere Personen macht. Denn egal, wie gut meine Pläne für die Zukunft auch sind: es gibt immer jemanden, der alles zunichte macht.

In der ersten Zeit in Karlsruhe lernte ich dann auch den Mann meines Lebens kennen - und in meiner Freude wollte ich ihr alles über ihn erzählen, als wir zusammen im Urlaub waren. Sie wollte ursprünglich mit einer anderen Freundin in den Urlaub fahren, doch sie waren zu spät dran und natürlich waren die Preise dementsprechend teuer. Sie erzählte es mir und im Nachhinein wird mir die kalte Berechnung gewusst: nämlich dass ich ihr vorschlagen würde, mit mir und meiner Familie mit zu kommen, da wir ein großes Haus in Griechenland haben. Kaum dort angekommen, konnte ich nicht mit ihr reden - ich war das klassische fünfte Rad am Wagen. Die beiden sprachen nur miteinander und wollten nichts von meiner neuen Liebe hören (oder zumindest wollte diejenige nichts davon hören, der ich es dringend erzählen wollte). Nachdem sie das vierte Mal die Augen verdreht hatte und das typische Seufzen einer gelangweilten Person hatte ertönen lassen, die Schlimmes über sich ergehen lassen muss, gab ich es auf. Ich erspare euch die weiteren Details, denn darum geht es hier nicht, was sie alles an Mist gebaut hatte. Das Schlimmste war ihre Ablehnung. Nach dem dritten Tag zug ich mich dann zurück und war frustriert. Am letzten Tag ließ ich die beiden am Strand stehen und ging nach Hause. Meine Eltern hätten sie am liebsten aus dem Haus geworfen, doch das konnte ich nicht tun.

Nach der Rückkehr schrieb sie mir einen Brief, dass sie nicht mit mir zusammen ziehen könne, da ich einen Freund habe und sie mir nicht im Werge stehen wolle. Nur kenne ich sie zu gut - ich machte gute Miene zum bösen Spiel und bis auf die monatlichen Rückzahlungen ist sie aus meinem Leben verschwunden. Und ich nun aus der Wohnung.

Ich denke, dass mich nicht die Intriganz schmerzt, die sie an den Tag gelegt hat: denn ich kenne sie nur so. Es schmerzt mich, dass ich nicht erkannt habe, dass sie für ihre eigenen Zwecke ihre beste Freundin verraten würde - und ich es nicht gemerkt habe. Doch nun beginnt ein neues Kapitel - ich starte mit Schulden ins neue Jahr und in eine neue Wohnung und hoffe, dass sich nun alles stabilisieren wird, damit ich endlich etwas Beständiges und ein Heim in meinem Leben habe.

Und an dieser Stelle bin ich selbst überrascht, dass ich am Ende des Posts bin - er liest sich ebenso verwirrend, wie ich selbst verwirrt bin und lässt viele Fragen zurück. Doch eine Frage ist zumindest für mich beantwortet: ich habe Beständigkeit in anderen gesucht, und wurde stets enttäuscht. Es gibt keine Freundschaften - denn nichts bleibt für immer. Auf sich allein gestellt, steht man am Besten.



Dienstag, 15. September 2015

Der Intellekt mag sich weiterentwickelt haben, aber die Seele ist dabei auf der Strecke geblieben. *Khoury*

An sich bin ich kein gläubiger Mensch. Dafür sehe ich viel zu oft Hass und Blut. Nun befinde ich mich gerade auf Thassos, meiner sozusagen "halben Heimat" und stelle mit Enttäuschung fest, dass die Menschen, die von sich behaupten, sie seien gläubig, viel Zeit damit verbringen, zu lästern.

Ich höre meine Tante tönen, dass ihr Bruder nicht in die Kirche geht, seit er seine Freundin hat. Und wie gläubig doch die Bulgarien seien, die bei der Predigt gar auf den Knien beten.

Im Gespräch mit einem Priester fällt das Wort "Musulmane" und ein verächtliches Schnauben erklingt (nicht vom Priester, sondern von einer Dame).

Ich bin erzürnt. Betrachten wir einmal die Bibel, stammen wir alle vom selben Menschen ab. Nachkommen Adams, Nachkommen Abrahams und Nachkommen Moses'. Wann genau hat die Religion ihre Geburtsstunde erfahren? Wann wurde beschlossen, welche Bücher in die Bibel aufgenommen werden sollen? All das geschah erst rund 300 Jahre nach dem Tod Jesu, weitererzählt von Mund zu Mund.

Im Dorf lebt ein Mann, der ein Restaurant leitet. Er berechnet Kindern nichts für Eis. Wenn ein Hungernder an ihn herantritt, gibt er ihm Speis und Trank und ein Päckchen Zigaretten. Er bezahlt seine Angestellten gut und ist gerecht. Er geht nicht in die Kirche.

Eine Frau, die im selben Dorf wohnt, geht fast täglich in die Kirche und tut Buße, doch kaum verlässt sie das Gebäude (und mehr ist es nicht - von Menschen erbaut) lästert sie über andere, fällt ihnen ins Wort und verlangt von ihnen, Rechenschaft abzulegen über was sie essen, wohin sie gehen und mit wem sie sprechen.

Und genau das ist vermutlich der Punkt, warum ich nicht gläubig bin. Diese Doppelmoral ist mir seit jeher ein Dorn im Auge. Sind wir in Gottes Augen nicht alle gleich, egal welcher Religion wir angehören? Wen der beiden Personen, liebt er wohl mehr?

Ich dachte immer, ich sei Agnostikerin, doch das stimmt nicht. Ich bin Gnostikerin. Ich glaube, dass wir Menschen ein jeder das Richtige tun muss. Es sollte normal sein, hungrige zu speisen. Nicht schlecht über andere zu reden. Respektvoll zu handeln, nicht nur dem Menschen gegenüber. Man sollte nicht Quallen aus dem Meer holen und sie in der Sonne verenden lassen, nur weil man Fotos machen will. Oder Katzen treten. Oder Esel überladen.

Die Religion ist eine Institution, die früher einmal dazu diente, die Menschen dazu zu bringen, Gutes zu tun. Doch nicht durch Güte, sondern indem sie Angst vor der Hölle schürte. Wir sind heute weiter als das. Wir haben alles und davon zu viel. Wir haben die Wissenschaft, durch die wir älter als nur 30 Jahre werden. Wir haben aber vergessen, wie wir miteinander zu leben haben.

Ich weigere mich, eine Religion zu akzeptieren, die andere Religionen schlecht macht oder die Menschen dazu bringt zu glauben, wenn sie nur zur Kirche gehen und spenden, sei alles gut. Ich weigere mich dem Märchen zu glauben, das die Kirche uns aufzwingt, indem sie eine frisiert Bibel auf den Markt bringt.

Aber ich verspreche, mein Bestes zu geben, ein guter Mensch zu sein, anderen meine Hilfe anzubieten, ihnen Essen und Trinken zu geben und nicht schlecht zu reden oder zu denken. Es ist nicht immer einfach, wirklich. Aber gerade deswegen ist es mehr wert, als ein Egoist zu sein und mit einem Gebet und einem Kirchenbesuch seine Fehltritte zu kaschieren.

Ich wünsche euch einen Tag des Friedens.


Montag, 24. August 2015

Man muss manchmal von einem Menschen fortgehen, um ihn zu finden. *Ritter von Doderer*



Der Umzug in eine neue Stadt liegt nun doch einige Wochen zurück und neben dem Durcheinander und den wehmütigen Herzen habe ich auch ein komplettes Leben zurück gelassen. Und wenn ich nach der Arbeit von einer Wohnung in das Zimmer zur Zwischenmiete pendle, Möbel durch die Zimmer rücke, denke ich an meinen Vater, der zu meiner besten Freundin im Scherz sagte: "wenn sie nochmal umzieht, bringe ich sie um."

Und während ich auf die Kisten zu meinen Füßen nieder schaue, stelle ich mir vor, wie meine beste Freundin oder besagter Freund oder meine Eltern zu Besuch kommen. Und natürlich ist alles perfekt, wenn sie dann da sind.

Doch in der übrigen Zeit vermisse ich sie alle, der Kontakt über das Telefon kann niemals dieses Loch auffüllen. Dieses Gefühl hatte ich nicht, als ich 800 km nach Berlin gezogen bin, nun bin ich viel näher. Trotzdem ist es so, dass ich weine, wenn ich "lieblingsmensch" höre, und ich fühle, meiner besten Freundin geht es ebenso. Ich spüre die Sorge meiner Eltern. Sogar, dass mich besagter Freund vermisst.

Und genau so weiß ich, dass es nicht für immer sein wird, weil Liebe die Menschen immer wieder zusammen führt.

Dienstag, 21. Juli 2015

Handle nach der Maxime, die sich selbst zugleich zum allgemeinen Gesetze machen kann. *Kant*

Da haben wir ihn, einen meiner Lieblingsphilosophen.

Nach dem Ramadan-Experiment habe ich mich dazu entschlossen, ein neus zu starten, doch mir kam einfach nicht der richtige Gedanke, der Funke fehlte, die Muse hatte mich verlassen.

Sie erschien mir dann beim Zug fahren, genauer: am Bahnautomaten. Und zwar in Form einer älteren Dame. Da wurde mir klar, dass ich nichts Neues zu erschaffen brauche, denn alles, was wir benötigen, ist bereits vorhanden. Wir selbst haben die Macht und die Fähigkeiten, jeden Ort besser zu machen.

Es gab mal einen Film von einem kleinen Jungen, der in der Schule ein Experiment startete. Er begann, gute Taten zu vollbringen und sagte zu den Menschen dann: "Ich werde etw3as für Sie tun, wenn Sie im Gegenzug hierzu ebenfalls drei gute Taten vollbringen." Und erst heute las ich von einem Polizisten, der einem Anhänger des Ku-Klux-Klans zur Hilfe eilte - wohlwissend, dass seine Hilfe möglicherweise üble Konsequenzen haben könnte. (Nun ja, man weiß ja nie, welcher Gesinnung die Menschen sind, aber ich gehe mal von der guten Seite aus...)

Daher werde ich hier Werbung für mein neues Projekt machen. Im Prinzip ist es nichts, was ich sonst nicht auch tue, nichts, was ich vor der Bloggerei nicht getan hätte.

Ich möchte jede gute Tat, sei sie auch noch so nichtig, festhalten und verbreiten. Es geht hier nicht darum, mich zu profilieren - es geht mir um meine Hoffnung, dass wir alle besser miteinander leben können. In Frieden.

Zunächst dachte ich daran, eine bestimmte Anzahl an Taten zu vollbringen (pro Tag) - doch zum einen lässt sich nicht jeder helfen (viele, weil sie Böses vermuten), zum anderen, weil ein Tagesablauf eines jeden nicht vorhersehbar ist. Daher kann es sein, dass an einem Tag eine Liste von 5 Taten erscheint und dann dafür 3 Tage keine. Doch ich verspreche, mein Möglichstes zu tun, anderen bei Seite zu stehen, wenn ich das Gefühl habe, gebraucht zu werden.

http://letsdoagooddeed.blogspot.de/


Ich wünsche euch einen Tag des Friedens, bis zum nächsten Mal!

Freitag, 17. Juli 2015

Ich habe gar nichts gegen Gruppensex, wenn die Gruppe aus zwei Menschen besteht. *Quinn*

Heikel, heikel, heikel - oder nicht?

Ich bin momentan bei meinen Eltern. Vorab muss ich vermutlich noch erwähnen, dass ich, außer bei meinen Eltern, nicht fernsehe. Wir schauen uns Mittags eine Quizsendung an (die ich, zugegebenermaßen, nur wegen des sympathischen Moderators ansehe), da kommt, wie sollte es auch anders sein, Werbung. Und man halte sich nun fest - dies ist ein öffentlich-rechtlicher Sender, Mittags um 14:15 Uhr und es folgt eine Werbesendung für eine Seite, die Mann und Frau eine zuverlässige Vermittlung eines Sexualpartners verspricht. Die Werbemenschen tragen nur Unterwäsche (schöne Unterwäsche, die im Schlafzimmer sicher ihre Berechtigung hat - wenn es nbur die Teilnehmer sehen können), die einiges offenbart - wenigstens sind sie nicht nackt. Die Dame räkelt sich in einer Maske auf dem Bett, der Mann steht hinter ihr und sie reibt sich an ihm - naja, die meisten werden diese Werbung kennen. Zwei Werbungen später werden "Liebesspielzeuge" beworben (und auch gezeigt. Wie schön, dass die heutzutage nicht mehr wie wirkliche Genitalien aussehen).

Und dann erinnere ich mich, wie ich, wunderfitzig wie sonst was, neugierig auf alles, was ich nicht kenne, mit 8 Jahren auf einem Parkplatz zu meiner Mutter sage, nachdem ich eine Werbung auf einem Auto gesehen habe (ich meine da stand Erotikmesse): "Mama, was ist der Unterschied zwischen erotisch und exotisch?" Damals wusste ich noch nicht, was Minimalpaare sind. Ich ging davon aus, das sei etwas ähnliches. Exotisch war mir schon über den Weg gelaufen und ich kannte die ungefähre Bedeutung - und dann taucht plötzlich ein Wort auf, das fast genau so aussieht! Da muss ich natürlich wissen, ob sich da nicht jemand verschrieben hat! Meine Mutter läuft rot an, sieht sich um und sagt: "Das lernst du, wenn du älter bist." Aha. Mit 8 habe ich schon gelernt, dass das mit etwas zu tun haben muss, was den Erwachsenen peinlich ist. Irgendwas, was ihnen wohl hin und wieder passiert, was aber niemand wissen soll. So wie ich früher, wenn ich mal aus Versehen ins Bett gemacht hatte, weil ich sicher war, ich müsste nicht auf die Toilette. Und im Alter von 8 Jahren war mir schon klar: darüber redet man nicht.

Was ist nun eigentlich mit den wunderfitzigen 8-Jährgen, die Mittags vor dem Fernseher sitzen, die Eltern sind gerade 5 Minuten aus dem Zimmer, (oder am sich betrinken - oder am Arbeiten - oder am Rauchen und der Grund ist hier auch egal...) das Kind schnappt sich die Fernbedienung, wie ein Erwachsener, schaltet um und sieht das. Natürlich weiß das Kind, dass es das nicht darf, schaltet wieder auf die Pokemon (oder was man da so schaut) und grübelt über das gesehene nach. Natürlich hat es die Eltern auch schon in Unterwäsche gesehen und weiß natürlich auch, wie es selbst nackig aussieht (immer noch anders, als ein Erwachsener) und jetzt kommt die Mama rein. Also ICH hätte dann mit Sicherheit folgende Fragen gestellt:

"Mama, ziehst du im Bett mit Papa auch eine Maske an?"
"Bekomme ich auch ein Liebesspielzeug?"
"Was ist verführen?"
"Was ist diskret?"
"Warum müssen Menschen ins Internet, um diskret zu sein?" (größtes Paradoxon bislang...)

Letztens las ich etwas von der Frühsexualisierung der Kinder, unter das jemand schrieb, die Frühsexualisierung der Kinder sei auch am Welthunger schuld - in diesem Moment musste ich dem Kommentator zustimmen - das ist nicht an allem Schuld. Aber so ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Wir sind auch umzingelt von Werbeplakaten mit halbnackten Menschen. Man sieht sie auch in Zeitungen. Es gibt mittlerweile auch Sexparties und Kuschelparties. Mit meiner besten Freundin war ich shoppen und eine Mutter sagte zu ihrer Tochter, 14 Jahre, sie solle doch den kürzeren Rock anziehen. Ich sehe Frauen einkaufen, deren Rock so kurz ist, dass man theoretisch die Schambehaarung unten rausblitzen sehen könnte. Als ich mit meiner Mitbewohnerin auf dem Balkon stand, hörten wir ein Paar lautstark Sex haben. Als ich noch zur Uni ging saßen in der Vorlesung zwei Mädchen neben mir, die lautstark darüber debbatierten, welcher der beiden Männer, mit denen sie beide Sex hatten, der bessere Liebhaber war. Vor ein paar Jahren habe ich von einer Sendung in Japan erfahren, in der Frauen Fragen beantworten mussten und wenn diese Falsch waren, wurden sie 15 mit Viagra vollgepumpten Männern zur Vergewaltigung vorgeworfen. Und jetzt auch noch dieser Schundstreifen 50 shades of Grey. Zugegeben - de Sade hat mit Justine und Juliette auch (selöbst für die heutige Zeit) gegen alle Tabus verstoßen, die existieren oder je existiert haben - aber wer weiß. Vielleicht wird all das demnächst als normal gesehen.

 War das immer schon so, oder sehe ich das erst jetzt? Wie erklärt man das den Kindern, was das alles ist? Und wieso, zum Henker, zeigt man das Mittags bereits im Fernsehen? Auch Abends (diese sexy-Sport Clips gab es ja früher schon) kommen die Sexhotlines immer früher. Und ich bin mir zudem noch redcht sicher, dass all dies mal verboten war und man wegen Kuppelei verhaftet werden konnte. Prostitution ist doch auch noch verboten. Oder nicht? Ich bin jetzt vollkommen verwirrt. Wo ziehen wir denn mittlerweile die Grenze?

In sämtlichen dystopischen Literaturwerken war es bislang so, dass die Sexualität gänzlich von Staat/Regierung/Übermacht deformiert wurde. Entweder war es als widerlich deklariert worden, oder als Normalität (vgl. Brave New World oder 1984). Also ich weiß nicht - das ist doch Privatsache? Selbst wenn mir Freunde von ihren Sexualerlebnissen erzählen, wie groß oder wie klein er ist, wie lange es gedauert hat, wie oft es getan wurde, fühle ich mich peinlich berührt und ich selbst erzähle höchst ungern darüber, weil ich der Meinung bin, dass es nur mich und meinen Partner etwas angeht. Und ich erzähle nur davon, weil ich gefragt werde und der andere nicht locker lässt (das muss ich mir abgewöhnen, auf sowas überhaupt zu reagieren) - stattdessen erzählen mir andere, Fremde, Bekannte, ausführlich von allen angewandten Sexpraktiken. Ich könnte mich mehrfach übergeben. Als wäre das Ganze ein Wettbewerb. Am liebsten will ich mich zu Hause einsperren und all diesen Mist nicht mehr sehen müssen. Und nein, auch wenn viele sich das wünschen - all das ist nicht erfunden, was oben steht. Recherchiert mal. Viel Spaß dabei.

Ich wünsche euch einen Tag des Friedens. Bis zum nächsten Mal.